„Ganz anders sein“/Römer 7,18b-20.24.25a; 8,14f.

Gespräch und Predigt im Gottesdienst in der Peterskirche Murr am Sonntag, 11. November 2018 – Drittletzter Sonntag des Kirchenjahrs/Jubiläum der Carnevalsfreunde Murr

Andreas Butz, Präsident der Carnevalsfreunde Murr e.V., Murr
Daniel Renz, Pfarrer

   

Liebe Narren, lasst euch sagen:
Nach Form-Niveau müsst ihr nicht fragen,
wenn ich heute, wie sonst nie
die Predigt reime, obwohl die
doch dennoch Inhalt haben soll.
Na toll.

Vor vierundvierzig Jahren schon
die alte Rhein’sche Tradition
des Karnevals in Murr ankam.
Das war tatsächlich wundersam.
Der Murr’mer Narr trat auch noch auf,
elf Jahre Fasnet sind im Lauf.
Für alle ist so was dabei,
woher man kommt, ist einerlei.
Ob alt, ob jung, ob Mann, ob Frau,
ein jeder ruft: „Murrtal Helau!“

Wenn nun hier die Bänke beben,
die Guggen keck das Horn anheben
– am Faschingssonntag gab’s das schon,
mit hies’ger „Fetzer“-Formation –,
dann fragt so mancher: „Was soll das?
Lärm in der Kirche — ohne Spaß?
Ob Fasnet oder Karneval,
warum ist das für hier ein Fall?“

Weil Kirche ist, wo Leben ist,
und all die Menschen nicht vergisst,
die fühlen, feiern, Freude teilen,
so wie auch Jesus viele Meilen
mit Leuten durch die Lande fegte
und hörte, was ihr Herz bewegte.
Fasching ist beides: Leben, Leute,
darum ist auch Kirche heute.

Und dann ist da, was Paulus sagt
im Römerbrief — wir hörten’s g’rad —,
wovon auch Fasching ganz viel weiß
mit seinem Kostümierungs-Fleiß —:
Wir handeln nie ganz selbstbestimmt,
denn in uns drin, da übernimmt
ganz jemand andres die Kontrolle,
und wir sind völlig von der Rolle.

Auch das schwingt mit in manchem Umzug
und in vieler Hexen Unfug:
Da gibt’s so mancherlei Gestalten,
die über unser Schicksal walten.

Dann seh’n wir zwar, was richtig wäre,
doch es zu tun, das ist das Schwere.
Dann wird’s gar miteinander hart,
das zeigt auch die Vereinsarbeit.
Wenn Menschen mit denselben Zielen
sich doch bei argen kleinen vielen
Gelegenheiten missversteh’n
und schließlich auseinandergeh’n.
2005 – ein heft’ges Jahr
für viele hier und jeden Narr.
Vielleicht hätt’s nicht so kommen müssen,
doch allzu oft sind wir zerrissen
Und wissen nicht, wie’s besser bleibt —
das ist es ja, was Paulus schreibt:
Es kommt ganz anders als wir wollten,
bevor die Steine erst mal rollten.

Wir wollen zwar, doch sind gefangen,
als wär’ was mit uns durchgegangen.
Wir reden dann vom „Schweinehund“.
Die Bibel nennt es „Sünde“ und
meint damit eine böse Macht,
die uns zu ihren Sklaven macht.
Dem Tod geliefert gar sind wir.
Und Paulus klagt: „Wer hilft denn mir?“

Die Frage, die verhallt nicht leer,
sogleich kommt eine Antwort her:
Uns ist bereits geholfen, weil
Gott selbst mitkämpft für unser Heil.
Durch Jesus zieht er in uns ein,
schenkt neues Leben, neues Sein.
Durch Gnade sind wir mit dabei,
vergnügt, erlöst und rundum frei.
Getrieben immer noch, doch nun vom Geist!
Von Gottes Geist, der uns verheißt,
dass immer wieder auch gelingt,
was Menschen gut zusammenbringt.

Beim Rathaussturm auch letztes Jahr
der MKV zugegen war.
Verlesen wurden beider Namen,
so manchem da die Tränen kamen.
Auch jetzt beim Fest vom CFM
zwei Präsidenten kann ich seh’n.
So manches sich zusammenfügt.
ich nenn’ es Gnade, ganz vergnügt.

Dass du viel mehr als je gedacht,
zeigt auch Verkleidung, denn die macht
an Fasching viele Menschen neu
von Kopf bis Fuß, ganz ohne Scheu.
Auch das ist ganz gewiss ein Zeichen:
Die alten Mächte müssen weichen.

Und lachen kannst du inniglich –
über die Welt und über dich.
Weil Gottes Gnade dich doch hält,
nicht Leistung, Ansehen oder Geld.

Dann bleibst du tief in dir ein Kind
– wie Peter Maffay —, und wir sind
geschwisterlich verbunden hier
als Kinder Gottes, glaube mir.

Das war jetzt inhaltlich sehr dicht.
(Daran ist Paulus schuld, nicht ich. ;-))
Was mein Part ist, das ist die Länge
der Predigt, und so hänge
ich jetzt nicht allzu viel mehr an –
und ihr seid ganz zum Ende dran.

Wie lautet jeder Predigtschluss?
Es ist gewiss kein festes Muss,
dass Pfarrer ihn alleine sagen.
Man kann auch die Gemeinde fragen.
Wir, die wir hier zusammenkamen,
rufen jetzt gemeinsam: Amen.

Heute ist der richt’ge Rahmen,
es laut zu rufen, also: Amen.

[Paulus schrieb an die Apachen:
„Ihr dürft gern nach der Predigt klatschen.“]

Daniel Renz, Pfarrer